Andreas Prediger

Ein russlanddeutscher Maler

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Andreas Prediger Geboren 1926, gehört er zur älteren Generation der Russlanddeutschen. Andreas hat selbst den schweren Leidensweg gehen müssen, auf den die stalinistische Verfolgung die Deutschen in der ehemaligen Sowjet- union schickte. Bereits in den 20er und 30er Jahren, besonders aber von 1941 bis 1955, brachten Hungersnot, Deportation, Zwangsarbeit und der "Sondersiedler"- Status Tod und Elend über Hunderttausende seiner Landsleute, dazu Trennung der Familien und Verlust der angestammten Heimat.

So auch für Andreas. Als er 6 Jahre alt war, vertrieb der Hunger seine Familie und ihn aus seinem Geburtsort Marienfeld in der damaligen Wolgadeutschen Republik. Dort hatten schon von 1764 an Deutsche gesiedelt, die die Zarin Katharina II. eingeladen hatte.

Von 1932 bis 1941 lebte er in Weißrussland, Nordkaukasus, Georgien, Ost-Kasachstan - immer unter schlimmsten Entbehrungen und Ernie- drigungen, an denen sein Vater, zwei Schwestern und zwei Brüder zugrunde gingen. Von 1942 bis 1954 arbeitete er zwangsweise unter Tage in einer Kohlengrube in Prokopjewsk (Westsibirien).

Andreas Prediger Dort heiratete er 1946 Pauline Gräfenstein; sie gebar ihm sieben Kinder. Trotz aller Widrigkeiten schaffte er 1949 den Schulabschluss der 10. Klasse (Abitur).

Die bitteren Erlebnisse seiner ersten 28 Lebensjahre lasten bis heute schwer auf der Seele von Andreas Prediger. Sie sind ein starker Antrieb für sein künstlerisches Schaffen und der Schlüssel für das Verständnis eines Teils seiner Werke.

Sein seit der Kindheit verfolgtes Ziel, Maler zu werden, erreichte er eigentlich erst richtig mit 35 Jahren, als er endlich einen Fernkurs am Pädagogischen Institut von Krasnojarsk (Sibirien) für "Malen und Zeichnen" belegen durfte, den er 1966 erfolgreich abschloss. Fünf entsprechende Anträge an den Obersten Sowjet der UdSSR waren zuvor wegen seiner deutschen Volkszugehörigkeit abgewiesen worden.

Andreas Prediger Seinen Lebensunterhalt verdiente er zwischen 1954 und 1989 als Lehrer und Kunsterzieher, danach als Dekorateur. In seiner Freizeit malte er; ab 1967 stellte er seine Bilder wiederholt in Prokopjewsk, nach 1985 auch in anderen Städten der ehemaligen UdSSR, aus.

1992 geschah dies zum ersten Mal auch in Deutschland (Düsseldorf, Berlin, München), nachdem eine große Ausstellung russlanddeutscher Künstler in Moskau 1991 ihm auch übernationale Beachtung eingebracht hatte.

1993 übersiedelte er mit Teilen seiner Familie nach Deutschland und lebt seitdem in Bad Reichenhall. Hier hat er bis heute weitergemalt und bisher in mehr als 40 Ausstellungen an verschiedenen Orten seine Werke gezeigt und erläutert.

Andreas Prediger Seit 1991 stehen dabei jene Bilder im Mittelpunkt, die die Besonderheit seiner Kunst ausmachen. "Ich male die Geschichte meines Volkes" meint er, nach dem Grundanliegen dieser Darstellungen gefragt. Sie zeigen die Schrecken und Leiden der Russlanddeutschen. Der Betrachter ist zumeist tief berührt, denn diese Bilder vermitteln eine tiefe Verletztheit der Seele, das traurige Fragen nach dem Warum und deutliche Klage. All dies ist mit kompositorischer Strenge, oft plakativ und als Collage, ins Bild gesetzt. Der Betrachter sieht sich sinnbildlichen Andeutungen und direkten Aussagen zu Personen, Szenen und historischen Bezügen ausgesetzt. Diese zwingen ihn, sich mit dem komplex Dargestellten zu befassen. Das genau liegt in der Absicht des Künstlers: er will die Menschen aufrütteln, mit dem Schicksal der Russlanddeutschen konfrontieren und so gegen das Vergessen wirken. Seinen Landsleuten möchte er Mut zur Identität mit der eigenen Geschichte machen. Insgesamt geht es ihm darum, Hemmschwellen und Vorurteile ihnen gegenüber abzubauen.

Auch über seine Malerei hinaus hat sich Andreas Prediger für die Rehabilitierung und Belange der Wolgadeutschen eingesetzt. In Russland gehörte er der Gruppe "Wiedergeburt" und dem "Internationalen Verband der Deutschen Kultur" an; hier in Deutschland ist er Mitglied im "Arbeitskreis Bildende Kunst" der Russlanddeutschen Landsmannschaft und im "Künstlerverband Laufener Palette".

Andreas Prediger
Andreas Prediger hat außer zur Geschichte seines Volkes viele andere Bilder mit gleicher Leidenschaft und Sorgfalt gemalt. Seine religiösen Kompositionen zeugen von seinem tiefen Glauben. Die Portraits, Landschaften (Sibirien und Deutschland) und Stilleben geben lebhafte Eindrücke aus seinem Lebenskreis zu verschiedenen Zeiten wieder.

Sein Schaffen wurde auch offiziell gewürdigt, auch wiederholt in den Medien. Vorläufige Höhepunkte waren die Verleihung der "Ehrengabe des Russlanddeutschen Kulturpreises des Landes Baden- Württemberg" (Dezember 2000), sowie die erste große persönliche Ausstellung (250 Arbeiten) in seiner neuen Heimatstadt Bad Reichenhall (Januar 2002).

Eva Barbara Schmidt
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